LITERATUR

Literatur: Sprache – Körper – Bilder

Im Gattungsbereich der Literatur dokumentiert das Portal Werke von österreichischen und US-amerikanischen Schriftstellerinnen, die den Konnex von Ökonomie und Gender reflektieren, und aus den Textgattungen Prosa, Essay und Theatertexten kommen. Fokus der Betrachtung ist, wie in der Literatur die Thematik fiktional erfasst und wie sie auf den Ebenen der Ästhetik, der Sprache und der Figuren-Körper und deren Bilder dargestellt werden. So fragt bspw. Kathrin Röggla in ihrem Essay Gespensterarbeit, Krisenmanagement und Weltmarktfiktion, was für den Topos der Finanzkrise das adäquate „Genre“ sei.[1] 

Während bis in die 1980er-Jahre die Kritik von Künstlerinnen die starken Oppositionen zwischen Kapital und Arbeit, zwischen dem erwerbstätigen Mann un der Hausfrau, aber auch ökonomisch diskriminierende Rassen- und Kulturunterschiede thematisierte und teilweise die radikale Emanzipation der Frauen und eine radikale Umverteilung der Güter gefordert wurde, tritt die Hinterfragung der Besitz- und Machtverhältnisse seit der Wende von 1989 zurück. Der nunmehr ‚soziale‘ Kapitalismus der Dienstleistungsgesellschaft gilt als unumgängliche Wirtschaftsform, was Künstlerinnen und Künstler allerdings nicht daran hindert, weiterhin Kritik am beinahe total verinnerlichten Maximierungs-, Optimierungs- und Konsumdenken zu üben, das einen deregulierten Kapitalismus in die gegenwärtige Weltfinanzkrise steuert. Wie Wirtschaftswissenschaftlerinnen nicht müde werden zu betonen, sind gerade Frauen – bei einer makroökonomischen Betrachtung sozialer Verhältnisse – Verliererinnen der Globalen Finanzkrise.

Für die Betrachtung der literarischen Texte ergeben sich somit Fragen nach der Darstellung wirtschaftlicher, geschlechterbezogener Sujets:
Inwieweit ist die Repräsentation von Geschlechterkonstruktionen und deren   Performanz in den künstlerischen Arbeiten ökonomisch determiniert?
Welche ökonomischen Entwicklungen (z.B. Globalisierung der Märkte, Liberalisierung des Warenverkehrs und des Finanzmarkts, Börsencrash etc.) werden dabei bevorzugt aufgegriffen?

Welche Relevanz hat die Unterscheidung in biologisches und soziologisches Geschlecht (sex und gender) bzw. die Infragestellung dieser Kategorien in Hinblick auf die Thematisierung von Wirtschaft und Finanzwelt in der Kunst?
Welche Bezüge ergeben sich zwischen den unterschiedlichen Codierungen geschlechtsspezifischer Rollenbilder und Differenzen – also die Übertragung bzw. Zuschreibung charakteristischer Elemente, die für die jeweiligen Konstruktionen von Männlichkeit und Weiblichkeit konstitutiv sind – und den ökonomischen Prozessen in den Texten? Wie erfolgt z.B. in Texten von Elfriede Jelinek und anderen österreichischen Autorinnen die Spiegelung von ökonomischen und patriarchalen Machtverhältnissen mit den Mitteln der Sprache bzw. die sich in den Texten manifestierenden Sprachanalyse bzw. Sprachkritik?

Inwieweit wird aber auch die von Hanna Stegmayer (in Hinblick auf Verlagswesen und Vermarktungsstrategien) konstatierte „Ökonomisierung der Literatur“ [2] in den Texten problematisiert und mit genderspezifischen Fragestellungen (z.B. geschlechtlichen Identitäten, dem Körper als Projektionsfläche gesellschaftlicher Normen, sexuellen Praktiken etc.) enggeführt?

[1] Röggla, Kathrin: Gespensterarbeit, Krisenmanagement und Weltmarktfiktion. Wien: Picus 2009, S. 18.
[2] Stegmayer, Hannah: Literarische Ästhetik und Ökonomie. In: Klettenhammer, Sieglinde (Hg.): Literatur und Ökonomie. Innsbruck/Wien: Studien Verlag 2010 (= Angewandte Literaturwissenschaft 8), S. 221-236.